Sextortion: Erpressung mit kompromittierenden Videos
Risiken im Internet
Sexuelle Vorlieben können im Internet ziemlich anonym ausgelebt werden – etwa durch den Konsum von Pornographie, aber auch mittels Sex-Chats. Manchmal geraten Personen dabei an Kriminelle, die gezielt versuchen, sie wegen ihres (angeblichen) Verhaltens zu erpressen. Die Opfer befürchten, vor Familie, Freunden, Bekannten und dem Arbeitgeber blossgestellt zu werden.
Drei typische Szenarien für Sextortion
Das klassische Szenario
Über soziale Netzwerke (z. B. Facebook oder Dating-Plattformen) erhalten Männer Einladungen oder Freundschaftsanfragen einer sehr attraktiven Frau. Wird die Einladung angenommen, kontaktiert die «Frau» ihr Opfer. Meist schlägt sie bald vor, in einen Videochat (z. B. Skype) zu wechseln. Dort entblösst sie sich oft schnell, masturbiert oder posiert. So bringt sie ihr Opfer dazu, sich selbst zu entblössen, zu masturbieren oder anzüglich zu posieren. Die Handlungen des Opfers werden unbemerkt aufgezeichnet. Mit den Aufnahmen fordern Erpresser das Opfer auf, Geld zu zahlen. Ihm wird gedroht, die Aufnahmen an Familienangehörige, Freunde oder den Arbeitgeber zu schicken oder auf Facebook zu veröffentlichen.
Das Fake-Szenario
In Spam-E-Mails behaupten Kriminelle gegenüber den Empfängern, kompromittierende Filmaufnahmen von ihrem Pornokonsum zu besitzen. Die kriminellen Absender hoffen, dass sich die Empfängerin oder der Empfänger «ertappt» fühlt und zahlt. In diesen Fällen ist der Computer der Betroffenen weder infiziert, noch ist die Täterschaft tatsächlich im Besitz von kompromittierendem Material.
Das Malware-Szenario
Das Opfer surft auf präparierten Webseiten mit pornografischen Inhalten. Dabei wird der Computer, das Tablet oder Smartphone mit Malware infiziert. Die Malware aktiviert die Webcam und filmt die ahnungslosen Opfer, während sie Pornos schauen und sexuelle Handlungen vornehmen. Mit den kompromittierenden Filmaufnahmen werden die Opfer anschliessend erpresst. Die Erpresser drohen, das Material zu veröffentlichen oder an die gestohlene Freundesliste zu versenden.
Typisch echte Sextortion
- Männer – Ziel sind männliche Jugendliche oder Erwachsene.
- Zu schön, um wahr zu sein – Wildfremde aussergewöhnlich attraktive Personen wollen mit Ihnen chatten.
- Es passt nicht zusammen – Das Online-Profil stimmt nicht mit dem überein, was Sie sehen und hören, wenn Sie mit ihnen sprechen oder chatten.
- Ziel Video – Neue Online-Bekanntschaften wollen rasch in einen Video-Chat wechseln (z.B. Skype).
- Schnell nackt – das Gegenüber geht schnell «zur Sache» und beginnt sich auszuziehen.
- Nicht live – die Bilder und Videos, die Sie sehen stammen meist aus Pornos.
- Gebrochene Sprache – die Chats sind meist in gebrochenem Deutsch, Französisch oder Englisch.
Das müssen Sie wissen
Trotz geleisteter Zahlungen geht die Erpressung weiter.
Das Videomaterial wird trotz Zahlung veröffentlicht – um Sie weiter zu erpressen.
So werden Sie nicht zum Opfer
Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen in sozialen Netzwerken an, wenn Sie die Person nicht zweifelsfrei identifizieren können oder im realen Leben bereits getroffen haben.
Während eines Videochats können Sie immer gefilmt werden, verzichten Sie deshalb auf Handlungen, für welche Sie sich im Nachhinein schämen könnten.
Deaktivieren und überkleben Sie Ihre Webcam immer, wenn Sie nicht gerade via Videochat mit jemandem sprechen.
Halten Sie das Betriebssystem, den Browser und den Virenschutz Ihrer elektronischen Geräte immer auf dem aktuellsten Stand, um sich vor Malware zu schützen.
Informieren Sie Ihr Umfeld über diese Erpressungsmethode.
«Bezahlen Sie nicht, Sie werden nur weiter erpresst.»
Sie werden erpresst? Keine Panik!
Bewahren Sie Ruhe – Zahlen Sie nicht!
Brechen Sie den Kontakt ab – Löschen Sie die Frau und / oder die Erpresser aus Ihrer Freundesliste und reagieren Sie nicht auf ihre Mails, SMS und dergleichen.
Falls die Erpresser Bild- und Videomaterial veröffentlicht haben, wenden Sie sich so schnell als möglich an die betreffende Plattform (Youtube, Facebook etc.) und verlangen Sie die Löschung der sexuellen Inhalte.
Richten Sie einen Google Alert mit Ihrem Namen ein. Auf diese Weise werden Sie über neue Videos und Fotos, die mit Ihrem Namen im Internet hochgeladen werden, informiert.
Sichern Sie alle Beweise: Das Bild- und Videomaterial, mit welchem Sie erpresst werden, die Kontaktdaten der Erpresser und der Frau, sämtliche Nachrichten, die Sie von ihnen erhalten haben (Chatverläufe, E-Mails etc.), Angaben für Transaktion etc. und erstatten Sie Anzeige bei Ihrer Polizei.
Kennen Sie Ihre Rechte! Niemand darf unerlaubt Bilder oder Videos von anderen online stellen, diese blossstellen oder herabsetzen. Damit wird das «Recht am eigenen Bild» verletzt.
Suchen Sie sich Hilfe – sprechen Sie mit einer Vertrauensperson oder suchen Sie sich psychologische Hilfe, falls Sie bemerken, dass die Erpressung Sie zu sehr belastet.
Alles nur Bluff
Fühlen Sie sich ertappt? Entspannen Sie sich. Viele Fake-Mails zu angeblichen Pornokonsum-Aufnahmen sind im Umlauf – mit der Forderung, sofort Bitcoins zu zahlen.
Wieso mein Geschäftsmailaccount? Die sind oft öffentlich zugänglich und damit jagen Ihnen die Erpresser besonders Angst ein.
Kennt der Erpresser mein Passwort? In der Regel sind es alte Passwörter, die teilweise nicht mehr aktuell sein müssen. Die E-Mail-Adresse stammt wohl aus dem Darknet und wurde einst zusammen mit Ihrem Passwort gestohlen. Hier können Sie überprüfen, ob ihre E-Mail-Adresse in der Vergangenheit gestohlen wurde.
Wurde mein Email-Account gehackt? Nein. Es handelt sich um sogenanntes Email-Spoofing. Das Mail kommt nicht von Ihrem eigenen Account.
Hat der Absender wirklich Bilder / Videos? Nein. Wir haben bisher von keinem einzigen solchen Fall gehört.
Wurden schon einmal tatsächlich Bilder / Videos veröffentlicht? Nein. Uns ist kein einziger solcher Fall bekannt.
Soll ich bezahlen? Nein. Zahlen Sie nicht!
Wem kann ich das Erpresser-Mail melden? Ihrer Polizei oder auf der Website Stop-Sextortion des Nationalen Zentrums für Cybersicherheit NCSC.
Was tun mit dem E-Mail? Sie können das E-Mail in den Spam-Ordner verschieben nachdem sie es an reports@stop-sextortion.ch geschickt haben.
Haben Sie bezahlt? Wenn sie einen finanziellen Schaden erlitten haben, ist eine Anzeige bei Ihrer Polizei notwendig.
Ist Ihr Gerät infiziert?
Ändern Sie sofort Ihr Passwort in allen Online-Konten, von denen Sie glauben, dass sie infiziert wurden.
Nehmen Sie Ihren Computer vom Netz, so kann verhindert werden, dass der Virus automatisch wieder installiert wird.
Sichern Sie die Dateien auf Ihrem Computer, ein regelmässiges Backup empfiehlt sich zudem grundsätzlich.
Ist Ihr PC oder Mac infiziert befolgen Sie diese Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Installieren Sie eine aktuelle Antiviren-Software oder laden Sie sie auf einen Stick, und führen Sie einen vollständigen Virenscan aus.
Bevor Sie Daten aus dem Backup wiederherstellen, sollten auch sie auf Viren gescannt werden.
Überprüfen Sie danach mit unseren Checks Ihre Infrastruktur.
Fühlen Sie sich weiterhin unsicher? Lassen Sie sich von einem Computer-Experten beraten.
Zur Polizei gehen?
Überwinden Sie Ihre Scham und melden Sie Sextortion der Polizei. Erpressung ist ein Offizialdelikt. Das heisst, die Strafverfolgungsbehörde muss diese Straftat verfolgen, wenn sie davon erfährt.
Die Chance, die Täterinnen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen und bereits bezahlte Geldbeträge zurückzuerhalten, ist zwar gering. Mit Ihrer Anzeige erhält die Polizei aber Informationen zum Ausmass des Delikts, kann Zusammenhänge herstellen und allenfalls Ermittlungsansätze finden.
Weitere Informationen
Schweizer Kriminalprävention:
SextortionNationales Zentrum für Cybersicherheit NCSC
Stop SextortionGet Safe Online (Great Britain):
Blackmail emailsE-Safety Commissioner Australian Government:
Deal with Sextortion